René
Heute starteten wir unser Abenteuer und fuhren von der Riffelalp (wo wir wohnen) nach Furi und nahmen dort die Bahn auf den Trockener Steg. Die Fahrt mit der Gondelbahn so nahe am Matterhorn vorbei ist immer wieder schön, auch für uns die wir das Matterhorn jeden Tag vor der Haustüre haben.
Hier unsere Webcam: http://sky-cam.ch/matterhorn/
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Auf Trockener Steg fuhren wir mit den Bikes Richtung Gandegghütte und dann weiter Richtung Süden. Jan meinte, so seien wir weniger lang auf dem Gletscher. Die Idee war gut, aber der Weg wurde immer schmaler und steiniger und plötzlich war da gar kein Weg mehr, sondern nur noch grobes Geröll. Wir probierten es noch 100m und kehrten dann um. Wenn's nicht geht ist besser man kehrt um, dachten wir. Also zurück zur Gletscherzunge und der zweite Versuch. Es war schön und ging gut den Gletscher hochzufahren. Am Anfang wo es zu steil und schon ein wenig weich war sind wir gelaufen, dann konnten wir ein paar Kilometer auf der Spur des Pistenfahrzeuges fahren und am Schluss zur Theodulhütte muss man wieder laufen. Wir nahmen ein dünnes Seil und kleine Steigeisen mit die ca. 1cm Zacken hatten. Es waren gute Verhältnisse und wir benötigten nur einmal kurz das Seil. Bei anderen Verhältnissen jedoch benötigt man die Steigeisen und ein dünnes Seil und ich würde es wieder mitnehmen. Die letzten paar Meter zur Theodulhütte waren die schlimmsten. Jan rutschte zwei Mal auf der Piste aus, unsere Schuhe waren nass, weil wir kurz durchs Wasser mussten und auch im Schnee einsanken. Das Bike sicherten wir kurz am Seil, um es in den Felsen durch eine steile Passage hochziehen zu können. Von oben herab (Testa) ist die Hütte einfacher zu erreichen. Von unten hoch fehlt die letzten paar hundert Meter irgendwie der Weg und ein Wegweiser? Es hat viel Geröll, Gletscher, Schnee, aber keinen Weg zur Hütte. Wäre die Piste dort nicht so steil gewesen und man ist immer wieder ausgerutscht, wären wir die Piste weiter hochgegangen und dann von oben zurück. So aber, sind wir das letzte Stück querfeldein gegangen.
In der Theodulhütte angekommen, war die Aussicht und das Wetter grandios. Ende August war ein Kälteeinbruch und es hat sogar in Zermatt geschneit und jetzt meldet man die wärmsten Tage die es je im September seit Messbeginn gegeben hat. Wegen der Gletscherschmelze und des Permafrost wird zur Theodulhütte die Piste leicht verschoben und neu gebaut. Männer bohren auf dem Grad 20-30m tiefe Löcher und sammeln die Bohrkerne für Untersuchungen. Unter der ersten Schicht Geröll befindet sich ein paar Meter Gletscher und dann kommt der feste Felsen. Irgendwie bewegts sich hier alles immer mehr und schneller und man will - muss in den nächsten Jahren diese oberste Schicht mit langen Ankern durch den Gletscher auf dem unteren festen Felsen verankern und sichern.
Dann fuhren wir runter zur Station Cime Bianche. Von hier fährt eine Luftseilbahn hoch auf die Testa, auch die Transportbahn für den Bau der neuen Bahnen Von Trockener Steg und von der Testa aufs Klein Matterhorn startet hier. Es hat eine riesige Betonanlage. 5 Achser Camions fahren hier locker umher, mehrere schöne Seen und das Ziel des neuen Weltcuprennens befindet sich auch hier. Schaut die Bilder an. Riesige Tribünen und Zelte hat man hier aufgestellt. 2 Zelte à je ca. 100 m lang und 15m breit… also locker 3000m2 überdeckte Aufenthaltsräume für sehr wahrscheinlich die «besseren» Zuschauer.
Wir fuhren hoch zum Colle Cime Bianche (beim obersten vierten Masten des neuen Sessellifts fängt der Weg an) und sahen auf der anderen Seite runter in das Tal, in das wir gehen wollen. Ab der Theodulhütte bis hierher sind wir auf Gebirgscamionstrassen gefahren, ab hier sind es nur noch Geiswege. Unser Ziel Saint. Jacques im Val d`Ayas. Es gibt drei Möglichkeiten dort hinzukommen. Hier über den Colle Cime Bianche. Oder man fährt nach Valtournache, dann über Colle di Nana, oder man fährt bis hinunter nach Chatillon und dann von dort aus rein ins Tal. Wir wählten den direkteste und kürzesten Weg. Der einfachste wars dann schlussendlich nicht. Der Weg ist steil, schmal, steinig, lang. Am Ende ist man durchgeschüttelt und gerüttelt und wir sind vielleicht die Hälfte der Strecke gelaufen. In Saint Jacques angekommen, hatten wir genau 30 km zurück gelegt. Bis zur Theodulhütte waren es 10 km und bis Saint. Jacques 20 km. Die einfachere Route ist sicherlich über Cheneil – Col di Nana – Saint Jacques. Unterwegs fragte ich Jan ob wir diesen Weg auch zurück gehen wollen. Er lachte leicht und meinte… runter geht hier schon noch, aber hoch wird wohl schwierig sein. In der Tat macht das zu diesem Weg Sinn, dass man hier mit den Bikes nur runter geht und nicht hoch.
Wir wollten aber dieses Tal durchqueren und anschauen, um zu sehen wo die geplante Piste und die Bahn kommen würden um zusammen mit Zermatt, Cervinia, und den anderen Tälern, die es hier gibt, das grösste Skigebiet der Welt zu bilden.
Es fehlt also lediglich diese eine Bahn und eine Piste, um das Gebiet zum grössten Skigebiet der Welt erklären zu können. Das Tal ist lang, schön, unberührt. Nirgends ein bewohntes Haus. Wir fuhren über die Alp Mase, dachte schon, da gibt es dann ein kühles Bier, heute an einem so heissen Herbsttag, der wärmer war als die heissesten Tage in diesem Sommer. Dort angekommen, war die Alp verlassen und die Gebäude am Zerfallen. Hier skizufahren, sicherlich ideal und super gut. Aber das Tal ist lang, total unberührt, keine Strasse, keine Strommasten, nichts ausser ein paar verlassene, alte, zerfallene Alphütten und Ruinen aus früheren Epochen und dementsprechend ist das Tal auch wunderschön. Darum wollen die Naturschützer natürlich nicht, dass hier was gebaut wird.
Ich sah ein Couloir, das mir bekannt vorkam. Vor Jahren sind "Wisi" und ich hier runtergefahren. Es war so steil und pickel hart, dass wir zuerst probiert haben zu fahren und da wir uns in dem steilen Eis kaum halten konnten entschlossen wir uns abzuseilen und mussten sogar eine Eisschraube setzen. Ich hatte Tourenskis mit und dort die Sicherheit nicht eingeklickt. Noch heute kommt mir das manchmal in den Sinn, wenn dort eine Skibindung aufgegangen wäre, hätte das kein gutes Ende genommen. Es war im Frühjahr und es hätte sulzig sein sollen, es war aber ein eisiges Couloir, steil, lang, mit einem Felsen, über den wir uns abgeseilt haben. Beim Abseilen verlor ich noch einen Ski, der dann mehrere hundert Meter tiefer im flachen wieder stoppte. Von dort fellten wir wieder zurück in die Schweiz. Solche Abenteuer hatten wir zwei ab und zu, wir sind überall gefahren wo wir dachten, da ist noch nie ein Mensch gefahren, und dann kommt man manchmal in solche Situationen. Weil es unbekanntes Gelände war, nahmen wir immer mehr Material mit, waren fit und vorsichhtig, um die Abenteuer zu überleben.
Wir kamen Saint. Jacques immer näher, aber der Weg wurde nie besser. Oft schlug man mit der Pedale an und der Weg war an manchen Stellen so schmal und ausgewaschen, dass das Bike alleine Mühe hatte durchzukommen. Man konnte gar nicht daneben laufen und musste es dementsprechend oft lüpfen und schieben und drehen. Und das mit Bikes die rund 40 kg schwer sind.
Darum sind wir auch immer wieder neben dem Weg in den holprigen Wiesen gelaufen, die holprig waren, aber besser als der ausgewaschene, steinige Weg.
Wir haben vollgefederte E-Bikes und haben diese noch unseren Bedürfnissen selbst angepasst. Sie haben Gepäckträger mit seitlich hängenden Seitentaschen, richtige Schutzbleche wie ungefederte Bikes. Kein Sportgeschäft wollte oder konnte uns das machen, so haben wir sie halt selber so umgebaut, wie wir sie für gut empfinden. Nun kann man mit einem leichten Rucksack fahren und die schweren Sachen sind auf dem Gepäckträger in den Seitentaschen. Warum die Hersteller das nicht anbieten ist schade, aber sehr wahrscheinlich brauchen das viel zu wenige, oder vielleicht sind sie noch nicht darauf gekommen?
Saint. Jacques ist ein kleines, schönes Dorf. Die Häuser und die Umgebung sind gepflegt und man sieht irgendwie, dass diese Leute einst vom Oberwallis hier eingewandert sind. (:-. Darum heisst der Ort auch Saint Jacques des Allemands. Wir fuhren dann weiter nach Champoluc, hier hat es auch einen alten schönen Dorfkern im Walserstil, aber der Rest ist dann schon eher italienisch und touristisch. Es hat recht viele Immobilienbüros, und die meisten Häuser sehen geschlossen aus. So wies aussieht wird hier viel mit Mobilien gehandelt.
Saint. Jaques des Allemands steht auf den Dorfschildern. Also ein klares Zeichen das es eingewanderte, deutschsprechende Leute waren, die das Dorf im 13. Jahrhundert gründeten. Nun übernachten wir im Hotel Champoluc. Haben gut Abend gegessen, sind müde und freuen uns auf den morgigen Tag, wo wir über den Colle Bettaforca nach Gressoney fahren werden.
Noch eine Pointe. Bei der Theodulhütte als wir die Bikes kurz ans Seil nahmen, um sie einfacher über einen Felsen zu kriegen, verlor ich den Knopf meiner Hose. Ich suchte kurz und tatsächlich fand ich den Knopf wieder und verstaute ihn gut. Danach rutschten mir immer wieder die Hose runter… In Champoluc im Hotel, fand ich ihn tatsächlich nicht mehr und ich fragte an der Reception für einen Knopf, Nadel und Faden. Sie haben keinen Knopf Faden und Nadel. Gegenüber in einem gehobenen Sportgeschäft die gleiche Antwort, daneben im Supermarkt auch kein Knopf. Die Frau vom Sportgeschäft schickte mich ins Dorf bei der Poststelle daneben gäbe es das vielleicht. Dort auch kein Knopf, Nadel und Faden. Durch den alten, schönen Dorfkern ging es dann weiter. Die Frau im nächsten Geschäft sandte uns zurück zur Frau im anderen Geschäft die uns sagte, wir sollen zur Frau in diesem Geschäft… (:- Wir gaben uns Mühe und liefen sicher ein paar Kilometer um in Champoluc einen Knopf, Nadel und Faden zu finden. Erfolglos. Wir haben dabei aber gleichzeitig das Dorf näher kennen gelernt. Güetnacht, Jan, René, Wallismatti.
Der Start auf der Riffelalp 2111m am 05.09.2023
Furi-Schwarzsee-Trockenersteg-Theodulhütte 1867m - 3317m
Jan
Wir sind heute Morgen sehr früh aufgestanden, um für die Tour noch fertig zu packen. Als wir fertig waren gab es schnell was zum Frühstück und dann ging es schon los. Als erstes ging es von der Unteren Riffelalp runter aufs Furi. Die Strecke war einfach, weil wir sie so gut kennen wir unsere Hosentasche. Von Furi ging es mit der Gondelbahn auf Trockener Steg. Wir gingen so früh, damit der Gletscher noch gefroren ist und nicht zu weich, weil es im Moment sehr warm ist. Der erste Teil ging es über Schotter und Moräne. Als wir am Fusse des Gletschers standen wussten wir nicht ob wir hier von der Gletscherzunge aus gehen sollen oder über die Gandegghütte. Wir beschlossen über die Gandeghütte zu gehen, weil wir dann weniger lang auf dem Gletscher sind. Bis zu der Gandegghütte war es einfach, aber danach wurde es immer schwieriger und mühsamer. Also beschlossen wir umzukehren. Als wir wieder am Fusse des Gletscher waren ging es am Anfang mit der Gehilfe voran, wie ich es nenne im Gänsemarsch. Als es ein wenig flacher wurde ging es dann auf dem Velo weiter. An manchen Orten merkte man, dass der Gletscher sehr glatt ist oder weich, dass die Räder durchdrehten und man nicht weiterkam. Am Schluss kam noch ein schlimmeres Stück als am Anfang und dort haben wir natürlich auch die Gehilfe gebraucht und den Gänsemarsch. Es war trotz der Gehilfe nicht einfach dort hochzukommen. Auf einer Seite war es zu eisig und auf der anderen Seite wieder zu weich. Nach einer Weile haben wir doch noch den Gletscher gemeistert. Papa meinte, es seien gute Verhältnisse und normal, dass zu dieser Jahreszeit der Gletscher an manchen Orten eisig und an anderen Orten schon zu weich ist. Darum haben wir auch kleine Steigeisen und ein Seil mitgenommen. Gebraucht haben wir das Seil nur am Schluss, weil die Verhältnisse laut Papa gut waren.
Als der Gletscher fertig war ging es zur Theodulhütte. Es gab da keine gute Route hinüber zur Hütte und wir mussten improvisieren und mit unserem Seil und Muskelkraft haben wir es doch noch geschafft mit den schweren Bikes zur Hütte zu kommen. Oben angekommen war es schon 12.00 Uhr. Wir wollten etwas bestellen, aber das Personal war am Mittagessen und keiner Stand auf. Also nahmen wir unsere Getränke raus, weil sie uns nicht bedient haben.
Als wir gestärkt und aufgetankt waren ging es runter nach Cime Bianche. Bis dort war eine ganz normale Bergstrasse. Als wir in Cime Bianche angekommen sind sahen wir zwei Sachen. Eines war das hier das Depot war für die beide Glacier Rides zu bauen und das zweite war, dass hier auch das Ziel steht für die neue Weltcupabfahrt von der Schweiz nach Italien. Ach ja, ich habe vergessen zu sagen, dass wir in Italien sind und hier die Wanderwege nicht gut beschildert sind. Wir haben also einen Bahnmitarbeiter gefragt, wo es weiter geht. Als wir wussten wohin, war es sehr einfach, weil es eine Strasse gab. Als die Strasse fertig war und der Wanderweg anfing wussten wir nocheinmal nicht so recht wo weiter. Wir beschlossen noch einmal einen Arbeiter zu fragen, die gerade auf einem Masten den Service machten. Er zeigte ihn uns, der Weg war aber winzig schmal und wir folgten ihm. Der Wanderweg war sehr komisch. Er war überhaupt nicht beschildert und manchmal sah man ihn im Gras kaum oder gar nicht. Weiter unten zweigte er sich dann mit dem offiziellen Weg und wir folgten diesem weiter.
Die Strecke war nicht einfach. Papa probierte immer wieder zu fahren, aber weil ihm es auch nicht immer ging, sind wir zwei fast die ganze Strecke gelaufen im Gänsemarsch bis nach Saint-Jacques-des-Allemands. Ein paar Abschnitte ging es gerade noch und andere Abschnitte waren schlimm. Auf der Alp Mase haben wir eine kleine Schnaufpause gemacht und nochmals aufgetankt. Nach dem Auftanken ging es im gleichen Schritt weiter, im Gänsemarsch weiter runter. Als wir ein paar Bäume sahen meinte Papa wir sind noch hoch. Nach 23 km sahen wir den ersten Wegweiser in Italien. Der zeigte das noch 600m Höhenunterschied zu machen sind. Die 600m Höhenunterschied ging es im Gänsemarsch runter. Nach langem laufen kam dann mal ein Hotel und eine Kirche zum Vorschein, aber das war noch nicht das Ziel. Also ging es nochmals eine halbe Stunde im Gänsemarsch weiter. Am Schluss kam ein geplästerter Weg wie ihn die Römer gebaut hätten. Als wir in Saint-Jacques-des-Allemands ankamen, waren wir ein wenig erleichtert und auch müde.
Wir suchten noch die Bahn, die wir morgen nehmen wollen und dann ging es weiter nach Champoluc. Auf dem Weg dorthin haben wir noch eine kleine Schnaufpause eingelegt. Wir fuhren am Fluss entlang durch einen Park, wo man viele schöne Holzfiguren geschnitzelt hat. In Champoluc haben wir schnell ein Hotel gefunden zum Übernachten. Wir machten dort eine kleine Pause. Nach der Pause machten wir einen Dorfrundgang. Als wir bei der Kirche vorbei liefen sahen wir alte, typische Walser Häuser. Wir haben uns die schönen Walser Häuser ein wenig genauer angeschaut. Danach gingen wir ins Hotel Abendessen. Ach ja, hier noch etwas Interessantes. Neben unserem Tisch haben alle zuerst eine Art Walliser Teller gegessen, danach einen gemischten Salat, danach Risotto, danach noch Fleisch (Ossobuco). Ob sie auch noch ein Dessert nahmen, das weiss ich nicht, aber sie hatten einen grossen Hunger. Unser Abendessen war auch gut. Mal etwas anderes und auf italienisch.
Theodulhütte - Saint Jacques des Allemends - Champoluc 3317m - 1560m
Champoluc 1560m