René

Heute verliessen wir Gressoney, fuhren hoch zu Stafal und nahmen dort die Gondelbahn Richtung Passo dei Salati. Der Pass befindet sich auf 2980m und dann fahren noch 2 Bahnen weiter bis auf 3300m. Also ein recht hoch gelegenes Skigebiet. Bis aufs Colle geht eine breite Bergstrasse. Ein ideales Bike Gebiet schön und sauber. Auch war es warm wie im Hochsommer, keine einzige Wolke und man sah sehr weit und sehr viele Berge. Ein weisser Gipfel war der Grand Combin und auf der anderen Seite sah man gleichzeitig den Mont Blanc und ganz nahe war das Monterosamassiv mit all ihren Gipfeln. Auch die höchstgelegene Hütte Europas die Margherita Hütte auf über 4500m auf einem schmalen Grat liegend sieht man von hier aus. Margherita war die Königin von Italien und besuchte die Hütte bei der Eröffnung 1893 und bezahlte sie auch.

 

Also von Gressoney gehen 2 Gondelbahnen auf das Colle dei Salati und von Alagna (der anderen Seite) hoch kommt ein Funitel und ein Sessellift. Diese zwei Bahnen waren bereits geschlossen. Generell schliesst man hier die Bergbahnen das erste Wochenende im September oder spätestens am zweiten Wochenende im September. Der Bahnangestellte erklärte uns die Gegend und sagte, es gehe eine Strasse bis hinunter nach Alagna. Ein anderer Bahnangestellte sagte uns kurz vorher es gehe ein steiler, schmaler Weg nach Alagna und keine Strasse ab hier oben. Und prompt haben wir dem falschen zugehört und uns verfahren. Es fehlt tatsächlich ein Stück Strasse, weil dort hohe Felsen sind. Die Strasse geht hinunter auf eine grossen Felsabbruch zu und da steht die Talstation des Sessellifts und ein Zeichen, das man dort runterfallen kann. Also die Strasse und die Piste sind eine Sackgasse und es ging auch kein Wanderweg weiter. Also drehten wir um und fuhren wieder hoch. Dann kam eine Pistenabzweigung worauf Alagna stand, wir dachten, auf der Piste kann man locker fahren. Dann wurde die Piste plötzlich so steil, dass mit fahren nichts mehr war und das für ziemlich lange Zeit. Man sah auch keine Spuren von Bikes oder Wanderern auf der Piste. Wir haben den ganzen Tag nie irgendwo einen Biker gesehen, auch höchst selten mal einen Wanderer. Irgendwann konnte man dann wieder auf der Piste fahren und irgendwann fing dann wieder eine Strasse an. Und von da fort war es einfach nach Alagna zu gelangen.

 

Schon vor dem Dorfeingang wunderschöne Walser Weiler und Häuser. Eines schöner als das andere, voller Blumen geschmückt. Alles sehr gepflegt und sauber, irgendwie passend für die Schweiz und weniger für Italien. Wir fuhren ein wenig durchs Dorf. Es hat ca. 700 Einwohner, in der Hochsaison ein paar Tausend Gäste, aber wir kamen uns vor wie in einer Geisterstadt. Viele Fensterläden geschlossen, auf der langen «Bahnhofstrasse» hunderte Meter nicht ein Mensch, es war komisch. 

 

Der Dorfkern, die Kirche, Der Friedhof die Bahnhofstrasse sind superschön und auch Jan meinte, das ist das bisher schönste Walser Dorf und schlug vor 2 Nächte hier zu bleiben. Wir kauften dann noch in einem kleinen Laden Essen für die morgige lange Tour ein. Der Laden war cool. Käse, Salami, Schinken schneidet man hier direkt mit der Maschine, man kann davor noch ein wenig probieren, wenn man nicht sicher ist welchen man möchte. Also Sachen die es bei uns auch mal gab, aber dann wegrationalisiert wurden. Ein wenig tickt hier die Uhr schon anders als bei uns. Das gute Essen ist den Italienern wichtig und die Minute hat hier einfach mehr Sekunden. Eigentlich eine gute Einstellung zum Leben, wenn man bedenkt das alles eine Ende hat. Gutes Essen, gute Diskussionen und gleichzeitig vergeht die Zeit und das Leben weniger schnell, was will man eigentlich mehr. 

 

Da die morgige Tour von Alagna nach Macugnaga über den Colle del Turlo recht anspruchsvoll und lang ist, um die 7-9 Stunden, es keine Strasse, keine Bahn, kein Restaurant, keine bewohnten Weiler hat, haben wir uns entschlossen so weit wie möglich weiter oben zu übernachten. Wir sind nun hier in der Hütte Pastore auf 1575m. Schöne Hütte, nettes Personal, super Abend gegessen wie in einem 5 Sterne Restaurant, bravo!

 

Heute ist hier per Zufall eine besondere Nacht. Es gibt ein Rennen UTMR (Ultra Tour Monte Rosa)  von Grächen um das Monterosamassiv und zurück nach Grächen. Hier ist ein Kontroll-, Verpflegungs- und Sanitärpunkt. Und genau heute Nacht kommen hier die ersten Läufer durch.

Unglaublich es sind 171 km und um die 11`600 Höhenmeter, welche die Athleten zurücklegen. Der schnellste wird um die 30 Stunden haben, die langsamsten dürfen nicht länger als 62 Stunden benötigen. Der erste Läufer lief vorher hier durch, es war schon leicht dunkel, er läuft nun die ganze Nacht hindurch…. unglaublich. Bis Um 13:30 müssen sie hier passieren, sonst werden sie aus dem Rennen genommen. Sie laufen ein paar Meter neben unserem Zimmer vorbei, und der Verpflegungsposten ist ca. 10m entfernt, das wird sehr wahrscheinlich eine lustige, lange, laute Nacht werden. Güetnacht!

 


Am Morgen - wir verlassen Gressoney 1385m und fahren nach Stafal 1840m


Stafal 1840m nach Passo dei Salati 2976m


Jan

Heute Morgen sind wir ein wenig länger im Bett geblieben. Einerseits war das Bett ein wenig zu hart und das Duvet war für zwei Personen an einem Stück. Eine Rolle hat auch gestern das Abendessen gespielt. Wir haben zu viel gegessen. Die italienische Küche ist sehr gut und man isst eher zu viel als zu wenig. Hier gibt es zum Frühstück sogar Kuchen, das habe ich noch nie gesehen ausser eben auch gestern.

 

Nach dem Frühstück packten wir noch ein wenig und dann ging es schon los. Wir fuhren zuhinterst ins Tal nach Stafal. Von dort nahmen wir zwei Bahnen auf den Passo dei Salati. Oben angekommen war die Aussicht fantastisch und schön. Es gab sogar ein Restaurant und dort haben wir eine kleine Pause gemacht. Papa sagte nur das hier oben die beste Aussicht ist. Hier sieht man in beide Täler und von hier aus gehen die Leute auch in die Margherita Hütte auf 4554m. Die Hütte ist die höchste Hütte in Europa. Nach der Pause ging es runter nach Alagna. Wir fragten 2 Mitarbeiter, wo es hin geht. Einer sagte es gibt eine Strasse runter und der andere sagte es gibt keine Strasse bis nach Alagna. Also mussten wir schauen und probieren. Die erste Variante war nach ein paar Hundert Metern ein kleiner, steiler, steiniger Weg und nicht Papas Wunsch, also suchten wir eine andere Variante. Mit dieser kamen wir ein wenig weiter aber nicht so weit wie wir wollten. Wir wussten nicht, was wir machen sollen. Einerseits war hier aus, weil es senkrechte Felswände hatte. Also beschlossen wir wieder hochzufahren und eine andere Möglichkeit zu suchen. Wir fanden eine Skipiste, aber die war so steil, dass man fast alles laufen musste. Auf der Piste runter, sahen wir wie steil die Piste wirklich war, sehr steil. Weiter unten, wo es besser aussah, sind wir wieder auf der Piste gefahren. Zuletzt kam noch eine grosse Herde Kühe und dort mussten wir durch . Es war kein Problem, weil sie auf die Seite gingen. Die Kühe sahen sehr dick und wohlgenährt aus, hatten schönes Fell und grosse Spitze Hörner. So gut genährte Kühe sieht man bei uns auf den Alpen fast nie. Die müssen wohl immer gute Nahrung haben. Bei der Zwischenstation machten wir eine Pause und sahen den Berg hoch. Wir wussten wirklich nicht, wie man dort die grosse Felswand hätte herabsteigen sollen.

 

Der letzte Teil war einfach, weil es eine Strasse gab aber dafür holprig und steinig. Nach einer Weile kam ein richtiges, schönes Walser Dorf zum Vorschein. Nach ein paar Fotos ging es weiter nach Alagna. Dort machten wir zuerst eine Dorfrundfahrt mit dem Velo. Ich merkte schnell das es hier am meisten alte Gebäude hat die erhalten wurden und intakt sind.  Ach ja, ich habe noch etwas vergessen. Die Tour geht über zwei Bezirke. Man merkt es sofort, wenn man nicht schläft. Aosta und Piemont. In einem hat man grüne Bahnmasten im anderen braune. Aber jetzt wieder zurück nach Alagna. Nach der  Dorfrundfahrt sind wir ein Eis essen gegangen. Dort haben wir uns ein wenig abgekühlt. Nach dem Eis ging es auf den Friedhof. Wir waren sehr erstaunt, dass auf den Gräbern alles kleine, schöne aus Holz gemachte Walser Gebäude standen.  Das haben wir noch nie gesehen. Nach dem Friedhof ging es in die Kirche. In der Kirche meinte man das sie vergessen haben das Licht zu installieren, den es war sehr dunkel.

 

Nach der Kirche ging es noch kurz aufs Tourismusbüro, dort hat Papa noch ein paar Informationen abgeholt für den Pass del Turlo. Als er fertig war habe ich ihn noch auf die Bücher hingewiesen. Also kaufte er alle Bücher, in denen über die Walser gesprochen wird. Nachdem gingen wir in einen typischen, italienischen Laden noch Proviant einkaufen für das morgige Mittagessen. Nach dem Einkauf sagte wir Alagna schon auf Wiedersehen. Wir kamen, wie es normal ist, nicht weit. Papa sah noch einmal ein richtiges Walser Dorf. Im Dorf leben heute noch sieben Familie und sonst gehört es den Mailändern und anderen reichen Leuten, die nur gelegentlich hier sind. Auch das Walser Museum befindet sich hier. Aber das Wichtigste ist, das es noch wie annu dazumal erhalten geblieben ist. Das Dorf ist sehr interessant und spannend. Wir haben mit einer alten Frau geredet und sie hat uns viele Infos gegeben. Eine Info war auch,  dass wenn der Helikopter fliegt, es meistens irgendwo am Berg ein Unfall gegeben hat – und er ist gerade über uns geflogen.  

 

Nach dem Dorf ging es weiter bis in die Hütte Rifugio Pastore. Am Anfang fuhren wir auf asphaltierter Strasse und im Vordergrund immer der Liskam und das Monte Rose Massiv. Als die Strasse aufhörte ging eine alte Militärstrasse weiter. Die Strasse führt hinauf bis zum Colle del Turlo. Sie brauchten die Strasse für den Krieg. Nach einem kleinen Umweg fanden wir die Hütte. Dort machten wir zuerst mal eine Schlafpause und dann beobachten wir die Umgebung. Wir sahen noch etwas Interessantes und auch zugleich etwas verrücktes. Das war das Rennen UTMR (Ultra Tour Monte Rosa) Es geht einmal von Grächen, Zermatt, Gresonney, Alagna, Macugnana, Saas Fee und dann wieder zurück nach Grächen. Der Lauf ist 171 km lang und hat 11`600 Höhenmeter. Der beste Läufer hat ca. 30 Stunden und die beste Läuferin ca. 40 Stunden. Es gibt überall Zeitlimiten, man darf Total nicht mehr als 62 Stunden haben. Wir haben zum grossen Teil genau die gleiche Strecke gemacht, wir kamen auf ca. 240 km und 12`000 Höhenmeter aber mit dem E-Bike und in 8 Etappen weil wir ja noch die Walser Kultur kennenlernen wollten, aber sie machen es in einem Ruck, unglaublich und interessant zu wissen und sie live gesehen zu haben. Das ist fast nicht normal, was die da machen. 

 

Hier der Link zum Rennen: https://live.opentracking.co.uk/23utmr170/

 


Passo dei Salati 2976m nach Alagna 1154m


Alagna 1191m - 730 Einwohner


Das Walsermuseum von Alagna


Auf dem Weg zur Hütte Pastore - unserem Abendlager


Unser Abendlager - Hütte Pastore 1557m


UTMR Rennen - Ultra Tour Monte Rosa


Die Capanna Regina Margherita 4554m